Brennnessel-Früchte: 4 Rezepte für Euer Wohlbefinden

Dem gesunden Kraut begegnet Ihr in Puch an vielen Stellen

by Silja / 09. September 2021 / Kulinarik / Natur

Brennnesselfrüchte © Silja Parke - Wildemöhre



Esst Ihr gerne Brennnesseln?

Jetzt ist die perfekte Zeit zum Sammeln der Brennnesselfrüchte. In diesem Beitrag habe ich für Euch das Wichtigste über die Brennnessel zusammengefasst und einige Rezepte mit Brennnesselfrüchten zusammengestellt.

Brennnesseltriebe © Silja Parke – Wildemöhre



Wo finden wir die Brennnessel?

Entlang der Salzach und der Auen, gerne in Gesellschaft des Holunders, an Zäunen, Hausecken, in Gärten und überall wo der Boden nährstoffreich ist, finden wir Brennnesseln. Meistens werden wir spätestens auf sie aufmerksam, wenn unsere Füße durch den Kontakt der "Brennhaare" zu jucken beginnen.



Das Kraut macht müde Geister munter und ist ein volksheilkundliches Mittel zur Blutverbesserung

Das wehrhafte Kraut ist besonders reich an Vitamin C und Eisen. Daher eignet es sich perfekt für eine Frühjahrskur sowie bei Blutarmut und Eisenmangel, denn das Vitamin C verbessert die Eisenaufnahme. Bei der Einnahme von Eisenpräparaten wird daher die gleichzeitige Einnahme von Vitamin C empfohlen. In der Brennnessel liegt beides praktischerweise schon als Komplex vor. Auch das reichlich und insbesondere in den jungen Trieben enthaltene Chlorophyll ist besonders förderlich für ein gesundes Blut, denn es ist unserem roten Blutfarbstoff Hämoglobin sehr ähnlich und verbessert den Sauerstofftransport.

Im Frühjahr werden die jungen Triebe daher beherzt und mit kräftigem Druck zwischen Daumen und Zeigefinger abgezwickt, um daraus einen Tee zuzubereiten oder den Saft für eine belebende Frischpflanzensaftkur auszupressen. Hierfür werden die Blätter im Mixer mit wenig Wasser zerkleinert und durch ein Tuch gedrückt. Dies sollte man aber nicht bei Bluthochdruck, Histaminunverträglichkeit oder bei Herz- oder Niereninsuffizienz machen.

TIPP: Die Triebe können bis in den Sommer hinein immer wieder abgezwickt und für Tee getrocknet oder in der Küche verwendet werden. Sie wachsen stetig nach.

Warum die Brennnessel brennt und wie man dies umgehen kann

Die Brennnessel hat in den Brennnhaaren, die unter dem Mikroskop wie kleine, gläserne Stacheln aussehen, eine Flüssigkeit eingelagert, die u.a. aus Histamin, Ameisensäure und Acetylcholin besteht. Bei Berührung brechen sie auf und geben die brennende Flüssigkeit frei, was schmerzhaft sein und zu vorrübergehenden Rötungen und Ausschlägen führen kann. Allerdings passiert dies nur, wenn man gegen den Strich an der Brennnessel entlang streicht. Streicht man hingegen von unten nach oben, brechen die Härchen nicht. Durch Druck, z.B. kräftiges Zupacken mit den Fingern oder Walken mit dem Nudelholz, werden die Brennhärchen unschädlich gemacht und „brennnesseln“ nicht mehr.

TIPP: Die Blätter eignen sich wunderbar gewalkt oder blanchiert und abgetropft als Spinatersatz sowie für Salate und Smoothies. Die schöne Farbe behalten die Blätter, wenn man sie direkt nach dem Blanchieren kurz in Eiwasser abschreckt. Im Mixer werden die Brennhaare ebenfalls unschädlich gemacht.



Im Spätsommer und Frühherbst ist Zeit für die Brennnesselfrüchte

Brennnesselfrüchte Nüsschen © Silja Parke – Wildemöhre

Von September bis Oktober können wir ganz wunderbar die Brennnesselfrüchte abstreifen und sammeln. Die kleinen Nüsschen werden von den weiblichen Pflanzen nach der Blüte gebildet. Brennnesselblüten sind unscheinbar. Die weiblichen schimmern weißlich, die männlichen sitzen auf separaten Pflanzen und verblühen, nachdem sie die weiblichen Blüten mittels Wind bestäubt haben.

Die Brennnesselfrüchte, umgangssprachlich als „Brennnesselsamen“ bezeichnet, haben es in sich und gelten als Jungbrunnen, Sie enthalten die Vitamine A, C und E sowie zellschützende Carotinoide und einen besonders hohen Anteil an Linolsäure, der für strahlende Haut und glänzendes Haar sorgt. Kein Wunder also, dass Pferdehändler alten Gäulen damals die Früchte unters Futter gemischt haben sollen, um sie noch möglichst ertragreich verkaufen zu können. In Klöstern soll der Verzehr der Früchte übrigens untersagt gewesen sein. All zu viel Vitalität, die sich der Erzählung nach auch auf die Männlichkeit auswirken soll, war hier nicht gefragt.

TIPP: Wer Lust hat, kann sich zum Spaziergang einen kleinen Papierbeutel mitnehmen und die Früchte sammeln. Sie können zum Beispiel aufs Brot, über Salate und Suppen oder übers Müsli gestreut werden. Täglich 1 TL über 3 Wochen ist eine gute Stärkungskur. Gut kauen oder vorher mit dem Mörser oder Mixer ein wenig aufbrechen.



4 Brennnesselfrüchte-Rezepte zum Nachmachen

Ihr habt Lust auf Brennnesselfrüchte bekommen und wisst nicht wie Ihr sie zubereiten sollt? Dann habe ich hier 4 einfache Rezepte für Euch zum Ausprobieren. Die gesunde und stärkende Latwerge könnt ihr kurmäßig einnehmen oder sie zu Müsli, Joghurt, Gebäck und vielem mehr genießen. Überhaupt sind die kleinen Brennnesselfrüchtchen äußerst vielseitig einsetzbar, lasst eurer Fantasie einfach freien Lauf. Neben den vorgestellten Rezepten könnt ihr sie u.a. in Brot und Gebäck einbacken oder als Zutat für Energiebällchen verwenden.



1. Stärkungskur – Brennnesselfrucht-Latwerge

Brennnessellatwerge © Silja Parke – Wildemöhre

Zutaten: 25 g. getrocknete Brennnesselfrüchte | 100 g naturbelassener Blütenhonig | 1 EL Zitronensaft

So geht’s: Brennnesselfrüchte im Mixer kurz hochtourig aufmixen und pulverisieren. Danach die pulverisierte Brennnesselfrüchte, mit Honig und Zitronensaft gründlich miteinander verrühren, bis sie sich homogen vermischt haben. Dann in ein verschließbares Glas einfüllen.

Haltbarkeit: Immer kleine Portionen herstellen und schnell verzehren.

Anwendung: Für maximal 3 Wochen jeden Tag 1 TL einnehmen. Man kann die Mischung auch in den Joghurt oder ins Müsli einrühren.

Kennt Ihr Latwerge? Als Latwerge wird ursprünglich ein breiig zubereitetes Arzneimittel bezeichnet. Es kommt von lateinisch ēlect(u)ārium, was seinerseits von dem griechischen Wort ἐκλεικτόν ekleiktón stammt. Es bedeutet soviel wie „weiche Arznei“ oder „Leckmittel“, wörtlich: „was aufgeleckt wird“. Es handelt sich häufig um eine Mischung aus Pulvern und weichen oder flüssigen Komponenten, wie Honig, Sirup oder Mus.



2. Brennnesselfrucht-Gewürzmischung „Oriental Style“

in Anlehnung an „Zatar“

Brennnesselgewürz © Silja Parke – Wildemöhre

Zutaten: 50 g weiße Sesamsaat | 25 g Brennnesselfrüchte | 10 g getrockneter Thymian | 10 g getrockneter Oregano | 5 g Steinsalz

So geht’s: Den Sesam anrösten und mit restlichen Zutaten im Hochleistungsmixer (alternativ Food-Processor oder Mörser) ganz kurz auf niedrigster Stufe mischen. Die Masse in ein Glas abfüllen und dunkel und trocken lagern.

Haltbarkeit: Mindestens 1 Jahr.

Anwendung: Zum Überstreuen von Feta, Frischkäse, Tomaten, Suppen, Ofengerichten oder als Brotgewürz. Auch lecker: Brot in Olivenöl eindippen und mit der Mischung bestreuen.



3. Warmes Frühstück mit Brennnesselfrüchten | Brombeer-Haselnuss-Brennnessel-Porridge

Zutaten für 2 Portionen

Porridge © Silja Parke – Wildemöhre

Porridge: 80 g Haferflocken Dickblatt | 350 ml Wasser | 150 ml Milch oder Pflanzenmilch, z.B. Mandelmilch | ca. 1 TL Honig | ½ TL Zimt | 1 Prise Salz

So geht’s: Haferflocken im Topf kurz anrösten, bis es duftet. Wasser und Milch hinzufügen und mit einem umgedrehten Holzlöffel ca. 15 Minuten lang rühren. Wenn die Masse zu trocken wird, ggf. nach Geschmack noch Flüssigkeit hinzufügen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Nach Belieben mit Honig süßen und zum Schluss noch ½ TL Zimt und eine Prise Salz unterrühren.

Verfeinerung: 40 g Haselnüsse | 1-2 TL Brennnesselfrüchte | 25 g Brombeerkonfitüre | ggf. 1 EL warmes Wasser | auf Wunsch 1 Prise abgeriebene Tonkabohne | ca. 100 g Brombeeren

So geht’s: In der Zwischenzeit die Haselnüsse im Mörser anstoßen, in einer Pfanne rösten und beiseitestellen. Die Brennnesselfrüchte ebenfalls ungemörsert anrösten. Brombeerkonfitüre ggf. für eine flüssigere Konsistenz mit mit 1 EL warmem Wasser verrühren und auf Wunsch etwas geriebene Tonkabohne hinzufügen. Zum Schluss den warmen Porridge auf zwei tiefe Teller oder Schüsseln verteilen und mit Brombeerkonfitüre, Brombeeren sowie gerösteten Haselnüssen und Brennnesselfrüchten anrichten.



4. Brennnesselgelee mit Brennnesselfrüchten

Passt gut zu Käse

Brennnesselgelee © Silja Parke – Wildemöhre

Zutaten für ca. 8 Gläser à 200 ml: 1 Liter Wasser | 1 kg Zucker, ich verwende gerne Bio-Rübenzucker | 5 Handvoll Brennesseltriebe | 2 Zitronen | ca. 6-8 TL Brennnesselfrüchte, je nach Geschmack

So geht’s: Brennesseltriebe mit einem scharfen Messer grob kleinschneiden und 1 Zitrone in feine Scheiben schneiden. Brennnessel und Zitronenscheiben in ein heiß ausgewaschenes 2 Liter-Glas oder in eine große Schüssel geben. 1 l Wasser aufkochen, 1 kg Zucker hinzufügen und solange unter Rühren köcheln, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Brennnesseln und Zitronenscheiben mit der heißen Zuckerlösung übergießen und mit einem sauberen Löffel umrühren.

Den Ansatz 48 Stunden mit einem sauberen Geschirrhangerl zugedeckt ziehen lassen. Zwischendurch mit einem sauberen Löffel umrühren. Brennnesseln und Zitronen sollen mit Flüssigkeit bedeckt sein. Nach Ablauf der Auszugszeit abseihen und die Flüssigkeitsmenge abmessen.

Mit einem Geliermittel der Wahl – ich benutze gerne Biovegan Konfitura – nach Packungsanleitung gelieren und zum Schluss die Brennnesselfrüchte durch ein feines Sieb streichen und gleichmäßig unterrühren, dann heiß in Gläser abfüllen und auf dem Kopf abkühlen lassen.



Brennnesseln sammeln in Puch © Silja Parke - wildemöhre.at



Habt ihr auch schon Brennnesseln in Puch gesammelt?

Wo sind Eure liebsten Sammelorte und was macht Ihr am liebsten mit den Brennnesseln? Brennnesseln gibt es ja wirklich so gut wie überall, besonders auch leider gerne mal an Stellen wo hingepinkelt wird. Viele wachsen entlang der Salzach in Puch Urstein oder in den Auen. An den Straßenrändern ist es wegen dem Verkehr nicht optimal, aber Ihr findet sicher ein passendes Plätzchen, wo Ihr Brennnesseln in Salzburg pflücken könnt. Ich selbst bevorzuge die Auen sowie Gärten und Bauernhöfe. Wenn man nett bei den Besitzern fragt, ist es oft kein Problem hier zu sammeln.

Die Brennnesselecke im Garten ist übrigens nicht nur Hausapotheke und Quelle für kulinarische Wildkräuterfreuden, sondern auch Kinderstube und Futterquelle für einige Raupen, aus denen später schöne Schmetterlinge werden, zum Beispiel Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Admiral. Wenn wir dem Kraut einen Platz schenken, an dem es wachsen darf, profitieren Mensch und Natur.

Hinterlasst uns doch gerne einen Kommentar. Wenn Ihr Fotos von den nachgekochten Rezepten macht, könnt Ihr mich gerne in Instagram verlinken! Ich freue mich auf den Austausch! Weitere Rezepte mit Brennnesseln findet Ihr in meinem Wilde Möhre Blog und in meinem neuen Wildkräuterbuch „Ganz schön wild“.

Viel Freude beim Ausprobieren der Rezepte!

Herzlichst eure Silja



Brennnesseln sammeln in Puch © Silja Parke - wildemöhre.at



Hier geht´s nach Puch bei Salzburg

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